Fachärztin für Gynäkologie & Geburtshilfe
PCO-Syndrom
Was ist das PCO-Syndrom?
Liebe Patientinnen, der Großteil dieser Homepage ist ausschließlich Ihnen gewidmet. Wir haben uns bemüht, die medizinische Fachsprache in eine allgemeinverständliche Sprache zu übersetzen und Ihnen dadurch alles über das PCO-Syndrom zu verraten. Hier finden Sie nicht nur allgemeine Informationen über das PCO-Syndrom, sondern auch sehr sinnvolle Tipps & Tricks für die Behandlung.
Alles was Sie schon immer über das PCO-Syndrom wissen wollten, es vielleicht aber in einem Arztgespräch nicht formulieren konnten oder vergessen haben zu fragen, finden Sie endlich an einer Stelle. „Tauchen“ Sie ein!
Für die besonders neugierige, medizinisch bewanderte Patientinnen oder auch für die Ärzte bieten wir genauere Informationen in dem Bereich Wissenswertes an.
Wenn danach doch noch Fragen offen bleiben, lassen Sie sich in einem persönlichen Gespräch weiter beraten.
PCO-SYNDROM
Was ist das PCO-Syndrom?
Leiden Sie unter verstärkter Gesichtsbehaarung oder Akne, tritt Ihre Monatsblutung unregelmäßig auf, manchmal erst nach vielen Wochen und haben Sie Schwierigkeiten schwanger zu werden? Diese Beschwerden können darauf hindeuten, dass Sie unter dem so genannten „Polycystischen Ovar -Syndrom (PCOS)“ leiden. Ihr Hausarzt oder Ihr Gynäkologe kann Ihnen helfen, Ihre Beschwerden abzuklären und er berät Sie auch darüber, welche Möglichkeiten der Behandlung es gibt.

Das PCO – Syndrom ist die häufigste Hormonstörung der Frau im fruchtbaren Alter und betrifft 5-10% dieser Frauen. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung ist wichtig, denn die Behandlung führt zur Besserung der Beschwerden und ist entscheidend, um Spätfolgen zu verhindern.Das PCO – Syndrom macht sich meistens erstmalig ab der Pubertät bemerkbar, bei vielen betroffenen Frauen ist das Syndrom erst in ihrem späteren Leben voll ausgeprägt. Das Krankheitsbild ist äußerst vielfältig, so dass kaum zwei Frauen unter genau den gleichen Beschwerden leiden.
MERKMALE
Die typischen Merkmale des PCO-Syndroms

Störungen im Monatszyklus

Ein durchschnittlicher Monatszyklus dauert 28 Tage, kann aber schwanken zwischen 21 und 35 Tagen. Ein ganz entscheidender Teil des Monatszyklus ist die Bildung eines Eibläschens (Follikel). Es reift auf einem der beiden Eierstöcke heran bis es zum Eisprung (Ovulation) kommt. Dieser besondere Vorgang ereignet sich in der Mitte zwischen zwei Monatsblutungen, typischerweise am 14. Tag des Monatszyklus. Beim Eisprung platzt das Eibläschen und die darin befindliche Eizelle wird in den Eileiter gespült, dort erwarten die Samenzellen die Eizelle für die Befruchtung.

Bei Frauen, die unter dem PCOS leiden finden sich erhöhte männliche Hormone (Androgene) und oft auch erhöhte Insulinwerte (Insulin ist das Hormon, das für den Transport von Blutzucker in die Zelle zuständig ist). Dies führt zu einer Störung der Eibläschenentwicklung und der, für die Schwangerschaftsentstehung so wichtige Eisprung, kann komplett ausbleiben oder nur in manchen Monaten vorkommen. Die Störungen äußern sich durch eine Verkürzung des Monatszyklus oder durch eine Verlängerung des Zykluses über 35 Tage. Darüber hinaus kann es zu Zwischenblutungen oder verstärkten Menstruationsblutungen kommen, manchmal bleibt die Regelblutung völlig aus oder, es treten weniger als 8 Menstruationsblutungen pro Jahr auf.

Verstärkte Körperbehaarung

Eine verstärkte Körperbehaarung (Hirsutismus) entsteht ebenfalls durch die Wirkung der männlichen Hormone auf die Haarfollikel. Die Haare werden dicker und dunkler und finden sich verstärkt an den Stellen, die sonst für Männer typisch sind: Oberlippe, Kinn, um die Brustwarzen, am Unterbauch, an der Innenseite der Oberschenkel, zwischen den Brüsten, auf dem Rücken etc. Bis zu 60% der betroffenen Frauen sind von einem vermehrten Haarwuchs betroffen. Besonders stark betroffen sind Frauen mit einem dunkleren Hauttyp (z.B. Frauen aus dem Mittelmeerraum, Sri Lanka, Indien).

Haarausfall

Während diese Mechanismen dazu führen, dass am Körper die Haare verstärkt wachsen, so fallen die Kopfhaare dadurch vermehrt aus. Schuld daran sind wieder die erhöhten männlichen Hormone, die eine verstärkte Wirkung am Haarfollikel ausüben. Voraussetzung für die Entstehung der Alopezie (Glatze) ist das Vorhandensein des Enzyms 5a-Reduktase in den Haarfollikeln. Enzyme (Fermente oder Katalysatoren) sind Eiweiße, die bestimmte biochemische Reaktionen im Körper erleichtern und beschleunigen können. Das Enzym 5a-Reduktase wandelt das Testosteron (männliches Geschlechtshormon) in die aktive Form 5aDHT um (stärkstes männliches Hormon im menschlichen Körper). Wie empfindlich die Haarfollikel jeder Frau bzw. jedes Mannes, auf diese männlichen Hormone reagiert, ist angeboren festgelegt. Dies erklärt, warum dieses Problem in manchen Familien gehäuft auftritt. Die männlichen Verwandten dieser Frauen haben oft eine Glatze (Alopezie).

Von Haarausfall (Effluvium) sprechen wir, wenn täglich mehr als 100-150 Haare ausfallen und wenn es einen deutlichen Unterschied gibt zwischen der Zahl der Haare, die verloren gehen und denen, die nachwachsen. Den Haarausfall kann man selbst durch einen „Haarkalender“ erfassen. Mann sollte an zumindest 3 Tagen, alle Kopfhaare die ausfallen sammeln und zählen. 40% aller Frauen und 44% aller Männer verlieren täglich mehr als 100 Haare. Gehen 60% oder mehr aller Haare verloren, ist der Zustand der Haarlosigkeit, die man auch als Alopezie bezeichnet, erreicht. Ein Haarausfall bei Männern wird gesellschaftlich meistens gut akzeptiert. Für eine Frau bedeutet dies jedoch oft ein Stigma und kann zu psychischen Problemen und zu einer deutlichen Reduktion der Lebensqualität führen.

Fettige Haut und Akne

Bei Frauen mit PCOS führen die erhöhten männlichen Hormone auch zu einer verstärkten Talgbildung der Hautdrüsen. Dies kann zu einer fettigen Haut (Seborrhoe) und Akne führen. Akne ist während der Pubertät durchaus normal, Frauen mit PCOS leiden jedoch unter einer stärkeren Form, die auch noch Jahre nach der Pubertät bestehen bleiben kann. Hier hilft nur eine richtige und rechtzeitige Behandlung so bald wie möglich. Bekommt eine Patientin keine oder eine unzureichende Behandlung kommt es oft zur Entstehung von Aknenarben die sich später kaum behandeln lassen.

Eingeschränkte Fruchtbarkeit

Die Störungen des Monatszyklus zeigen sich bei PCOS-Patientinnen erst nach und nach. Die meisten Patientinnen haben zunächst normale Blutungen, erst später treten Zyklusstörungen auf und der Eisprung bleibt aus. Eine spontane Schwangerschaft ist insbesondere bei jungen Frauen noch möglich. Später im Leben kommt es durch den Überschuss an männlichen Hormonen und durch das Ausbleiben des Eisprungs oft zu einer Einschränkung der Fruchtbarkeit. Manche Frauen mit PCOS haben außerdem ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt. Allerdings bedeutet das nicht, dass Frauen mit PCOS keine Kinder bekommen können. Viele werden spontan schwanger oder es hilft schließlich eine Kinderwunschbehandlung zum Wunschkind. Besonders wichtig ist: Übergewicht wirkt sich besonders schlecht auf die Erfüllung des Kinderwunsches aus. Immerhin sind 50-70% aller Frauen mit PCOS übergewichtig, sie profitieren besonders von einer Gewichtsabnahme sowie von regelmäßiger sportlicher Betätigung. Dies erleichtert das Eintreten einer Schwangerschaft ungemein.

PCOS und die Psyche

Das PCO – Syndrom ist eine chronische Krankheit, die für das Selbstbild und das Selbstvertrauen der Frau eine große Belastung darstellt. Insbesondere kämpfen die Patientinnen mit den kosmetischen Probleme durch die verstärkte Behaarung, die Akne und den Haarausfall, aber auch das Übergewicht und die ungewollte Kinderlosigkeit beeinträchtigen das physische und psychische Wohlbefinden sehr. Viele Frauen ringen mit ihrer Weiblichkeit, fühlen sich unattraktiv und haben ein gestörtes Sexualleben. Es ist nur gut verständlich, dass es zu starken Stimmungsschwankungen und Depressionen kommen kann. Die Folge davon ist oft eine soziale Isolation. Wenn Sie selbst unter diesen Symptomen leiden, zögern Sie nicht ärztlichen Rat zu suchen oder nehmen Sie die Hilfe eines Psychologen an. Oft haben die betroffenen Frauen durch das geringe Selbstwertgefühl weniger Motivation und Ausdauer ihre Lebensweise zu ändern. Es fällt ihnen schwer mehr Sport zu treiben oder sich gesund zu ernähren. Es ist äußerst wichtig über diese Probleme zu sprechen! Das Gespräch ist der erste erfolgreiche Schritt im „Kampf“ gegen das PCOS.

Schlafstörungen

Insbesondere die PCOS Patientinnen mit Insulinresistenz und Übergewicht neigen zur Entwicklung des sog. Schlafapnoe-Syndroms. Hier kommt es zu einem teilweisen Verschluss der oberen Atemwege während des Schlafes durch Druck des Fettgewebes am Nacken. Die Betroffenen haben während des Nachtschlafes Phasen in dehnen sie keine Luft bekommen. Diese Atemstillstände (Apnoen) führen zu einem Sauerstoffmangel und wiederholten Aufweckreaktionen des Körpers während des Schlafes, als eine Notfallreaktion darauf. In Rahmen einer Aufweckreaktion kommt es typischerweise zum Stress und z.B. zu einem Pulsanstieg, man wacht allerdings meistens nicht auf. Diese Unterbrechungen im Schlaf führen aber zu einer Tagesmüdigkeit und oft zu einem unwiderstehlichem Bedarf nach Schlaf am Tage, der auch zum Sekundenschlaf führen kann. Diese besondere Schlafstörung führt zu Erschöpfung und Müdigkeit und reduziert die gesamte Lebensqualität.
RISIKEN
Welche Risiken beim PCO-Syndrom auftreten

Insulinresistenz

Insulin ist zuständig für den Transport von Blutzucker in die Zelle und für die Erhaltung eines konstanten Blutzuckerwertes. Kann Insulin nicht adäquat im Körper und an den Zellen seine Aufgabe ausüben, spricht man von Insulinresistenz. Davon sind bis zu 80 % der PCOS-Frauen betroffen.

Den Zellen fehlt dann die wichtigste Energiequelle: der Zucker. Der Körper versucht das Problem zu lösen, indem aus der Bauchspeicheldrüse noch mehr Insulin ausgeschüttet wird. Dieser erhöhte Insulinspiegel im Blut führt wiederum zur Erhöhung der männlichen Hormone und dadurch werden die typischen Beschwerden noch stärker. Die genaue Ursache für die Insulinresistenz bei den PCOS-Patientinnen ist leider noch weitgehend unklar.

Gewichtszunahme

Auch schlanke Frauen leiden manchmal unter dem PCO-Syndrom. Drei Viertel der Patientinnen sind jedoch übergewichtig bzw. sogar schon fettleibig. Typischerweise findet sich bei diesen Frauen das Fettgewebe vor allem an der Taille. Diese besondere Fettverteilung wird auch als „viszerale Adipositas“ (viszerale Fettleibigkeit) bezeichnet und verleiht dem Körper der betroffenen Frauen eine typische Apfelform. Viszerale Adipositas ist ein gefährlicher Risikofaktor: es kann später zur Entstehung des sogenannten „Metabolischen Syndroms“ kommen. Dabei treten verstärkt Erkrankungen des Herzkreislauf Systems auf (Schlaganfälle, Herzinfarkte) und Alterszucker kann sich schon in einem jüngeren Alter (z.B. mit 30 oder 40) entwickeln).

Es gibt zwei einfache Möglichkeiten, um Übergewicht festzustellen: die Berechnung, des body mass index (BMI) und des „Taille zu Hüfte – Quotienten“.

Body-Mass-Index = das Körpergewicht (in Kilogramm) wird durch das Quadrat der Körpergröße (in Meter) geteilt,

BMI = [Gewicht / (Größe in Meter)²]

Hier können sie ihren BMI berechnen.

Beispiel:
Gewicht: 62 kg
Größe: 1,68 m
BMI = 62/ (1,68)²= 62/2,82 = 21,9858 ≈ 22 kg/m²

Wichtig ist: Gewichtsabnahme ist der wichtigste eigene Beitrag zur Besserung und erfolgreichen Behandlung des PCO-Syndroms. Bereits eine geringe Gewichtsreduktion von nur 5-10% kann zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden führen.

Alterszucker

Frauen mit PCOS haben ein wesentlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer gestörten Glukosetoleranz, die sich zum Diabetes mellitus Typ II (Alterszucker) weiterentwickeln kann. Außerdem tritt die Zuckerkrankheit schon viel früher auf, oft bereits im 30. oder 40. Lebensjahr. Bis zu 40% der PCOS Frauen werden zuckerkrank. Ein besonderes Risiko haben Patientinnen mit Übergewicht, mit Insulinresistenz und Frauen, deren Eltern oder Geschwister bereits zuckerkrank sind.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Frauen mit PCO-Syndrom haben oft viele Risikofaktoren, die zu den Herzkreislauferkrankungen führen. Dies liegt an einem gestörten Fettstoffwechsel mit erhöhten Blutfetten und erhöhtem Cholesterin. Insbesondere beobachtet man oft erhöhte Werte des „schlechten“ Cholesterins (LDL-Cholesterin = low density lipoprotein cholesterol) – es erhöht die Gefahr für Herzerkrankungen, sowie der Triglyceride, während der „gute“ Cholesterin, der eine Schutzwirkung hat (HDL – high density lipoprotein cholesterol), meist erniedrigt ist. Häufig haben PCOS Frauen auch einen erhöhten Blutdruck und zeigen bereits Zeichen einer beginnenden Erkrankung der Blutgefäße.

Metabolisches Syndrom

Viele der oben genannten Merkmale des PCO-Syndroms gehören auch zu den typischen Merkmalen des Metabolischen Syndroms. Die PCOS Frauen haben deshalb ein erhöhtes Risiko in einem früheren Lebensalter an Metabolischen Syndrom zu erkranken. Metabolisches Syndrom ist durch einen erhöhten Blutdruck, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht, gestörte Glukosetoleranz bzw. Diabetes mellitus charakterisiert und geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen einher.

Gebärmutterkrebs

Frauen mit PCOS haben häufig Zyklusstörungen, der Eisprung und die normale Blutung bleiben aus. Dann baut sich die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) verstärkt auf, wodurch es häufiger zur Entstehung vom Gebärmutterkrebs kommen kann. Dieses Risiko ist kleiner, wenn die Patientin die Antibabypille oder Gelbkörperhormone verwendet. Dadurch kommt es zu einer regelmäßigen Blutung, der Zyklus ist stabil. Einmal mehr sind regelmäßiger Sport und Abnehmen wichtig. Das Krebsrisiko sinkt und die Blutung tritt regelmäßiger auf.
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