Fachärztin für Gynäkologie & Geburtshilfe
Neue Therapie-
möglichkeiten
Aromatasehemmer
Aromatase ist das Enzym, das die Umwandlung von männlichen Hormonen (Androgenen) in weibliche Hormone (Östrogene) unterstützt. Bei der Behandlung mit den sogenannten „Aromatasehemmern“ sinkt der Östrogenspiegel, dadurch wird vermehrt FSH aus der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet. Einen ähnlichen Effekt hat die Behandlung mit Clomifen. Die Aromatasehemmer haben vergleichsweise weniger negative Wirkungen auf die Gebärmutterschleimhaut und den Schleim im Gebärmutterhals. An diesen beiden Stellen wirkt sich Clomifen nachteilig aus und dies wird u.a. als Ursache diskutiert, warum Schwangerschaften gelegentlich bei der Clomifentherapie ausbleiben. Aromatasehemmer haben einen weiteren positiven Effekt: es kommt zu einer Anhäufung von Androgenen im Eierstock. Damit spricht der Eierstock besser auf das steuernde FSH an. Die Behandlung wird in der frühen Phase des Monatszyklus für 5 Tage durchgeführt. Die Aromatasehemmer Letrozol und Anastrozol sind am besten untersucht worden.
PCOS Operation (LOD)
Die medikamentöse Behandlung des PCOS ist mit häufigen Kontrollen beim Arzt verbunden. Dies kann insbesondere für berufstätige Frauen oder für Patientinnen, die einen weiten Anfahrtsweg zum behandelnden Arzt oder Zentrum haben, mit großen Mühen verbunden sein. Diesen Frauen kann vielleicht eine operative Behandlung helfen. Sie erfolgt in Vollnarkose, es wird eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Die Oberfläche der Eierstöcke wird dabei an mehreren Stellen gestichelt bzw. mittels Elektrokoagulation oder Laservaporisation behandelt. Wenn die Operation erfolgreich ist, können Sie spontan schwanger werden, Sie ersparen sich dadurch die Hormonbehandlung und das damit verbundene Risiko einer Überstimulation oder Mehrlingsschwangerschaft. Oft stellt sich jedoch der gewünschte Erfolg nicht ein und auch nach 6-12 Monaten ist die Monatsblutung unregelmäßig und die Schwangerschaft bleibt aus. Dann sind trotz der Operation Maßnahmen wie Clomifen oder FSH-Spritzen erforderlich. Außerdem können durch die Operation Verwachsungen im kleinen Becken entstehen, die zu einem Verschluss der Eileiter führen können. Darüberhinaus bestehen die allgemeinen Risiken einer Operation. In seltenen Fällen führt die Operation zum vorzeitigen Eintreten der Wechseljahre – das bedeutet bleibende Unfruchtbarkeit. Lassen Sie sich deshalb von Ihrem Arzt beraten, ob die Eierstockstichelung für Sie die richtige Behandlung darstellt.
Insulinresistenz

Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet, und ist das Hormon, das den Blutzuckerspiegel steuert. Es hat sich gezeigt, dass bei einer verstärkten Bildung von männlichen Hormonen Insulin nicht mehr so wirkt, wie es wirken soll.

Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass bei Patientinnen mit erhöhten männlichen Hormonen die Medikamente verschrieben werden, die normalerweise zur Behandlung von Diabetikern (zuckerkranken Patienten) verwendet werden. In jedem Fall stehen aber Diät und Bewegung an erster Stelle. Eine gesunde Ernährung ist auch für die normalgewichtige PCOS Patientinnen wichtig. Das Training hilft den Muskelzellen Blutzucker aufzunehmen und der Körper braucht weniger Insulin.

Erst an zweiter Stelle steht die Behandlung mit diesen sogenannten „insulin sensitising agents“. Diese Medikamentengruppe wird seit Jahren erfolgreich in der Behandlung von Alterszucker eingesetzt. Besteht vorläufig „nur“ eine Insulinresistenz, helfen sie vielleicht sogar, das Risiko eines späteren Alterszucker oder von Herzkreislauferkrankungen zu senken.

Studien berichten über eine deutliche Besserung der PCOS Symptome, vor allem über eine Normalisierung der Menstruationszyklen, eine Steigerung der Eisprung- und gelegentlich auch der Schwangerschaftsrate, die Besserung der Hautprobleme. Es konnte oft auch eine Gewichtsreduktion sowie Besserung der Insulinresistenz beobachtet werden.

Zu den Insulinsenzitiser gehören:

  • Metformin
  • Inkretinmimetika

Ein weiteres Antidiabetikum ist:

  • Acarbose
Medikamente für Insulinresistenz

Metformin

Metformin gehört zu der Gruppe der sogenannten „Biguanide“ und ist das einzige Medikament, das für die Behandlung der PCOS-Patientinnen ohne Alterszucker zugelassen worden ist. Seine Wirkung basiert auf einer:

Verzögerung der Zuckeraufnahme im Darm
Hemmung der Zuckerbildung in der Leber
Verstärkung der Zuckeraufnahme in die Muskelzellen
Appetitsenkung
Biguanide haben in der Behandlung von Insulinresistenz günstige Eigenschaften, weil sie weder Unterzuckerung hervorrufen, noch eine Hyperinsulinämie verstärken können. Bei den Diabetikern (zuckerkranken Menschen) hat eine Metformintherapie eine schützende Wirkung auf die Gefäße und das Herzkreislauf – System.

Nebenwirkungen des Metformins sind selten. Wird Metformin in Kombination mit Sulfonylharnstoffen (Diabetes – Medikamente) oder Insulin verwendet, kann eine Unterzuckerung auftreten. Typische Symptome dafür sind beispielsweise Zittern, Heißhunger, Herzklopfen, Schweißausbruch, Blässe, Kopfschmerzen, Reizbarkeit oder auch Schläfrigkeit bis hin zur Bewusstlosigkeit. Normalerweise besteht für Sie keine Gefahr, da Sie weder Insulin noch Sulfonylharnstoffe einnehmen. Falls Sie trotzdem solche Beschwerden bekommen sollten, essen sie gleich ein Stück Schokolade oder Traubenzucker und melden Sie sich bei ihrem Arzt.

Besonders zu Beginn einer Behandlung mit Metformin treten Nebenwirkungen im Bereich des Verdauungstraktes auf, wie Magendruck und Appetitlosigkeit, aber auch Durchfall, Übelkeit und Blähungen. Oft wird auch über einen metallischen Geschmack im Mund berichtet. Durch die Einnahme der Tabletten nach dem Essen mit einem vollen Glas Wasser und einem einschleichenden Behandlungsbeginn mit niedrigen Dosierungen können diese Nebenwirkungen deutlich verringert oder sogar ganz vermieden werden.

Metformin kann außerdem die Aufnahme von Vitamin B12 und Folsäure aus dem Darm behindern. Dadurch können in Einzelfällen Störungen der Blutbildung auftreten. In sehr seltenen Fällen kann Metformin auch Überempfindlichkeitsreaktionen, in Form von Hautveränderungen, verursachen.

Weitere mögliche Nebenwirkungen des Metformins sind Kopfschmerzen, Schwindel, Schwäche, ein allgemeines Krankheitsgefühl und Schlaflosigkeit. Treten die beschriebenen Beschwerden während einer bereits länger bestehenden Behandlung mit Metformin neu auf, können sie auch auf eine beginnende Laktatazidose hindeuten.

Bei der Laktatazidose handelt es sich um schwerwiegende Nebenwirkung des Metformins, die äußerst selten bei 3 von 100.000 Patientinnen auftritt. Veränderungen im Stoffwechsel führen hier unter bestimmten Umständen zu einer Anreicherung von Laktat, also Milchsäure, im Körper.

Eine Laktatazidose beginnt meist langsam mit den bereits beschriebenen Symptomen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Im weiteren Verlauf treten Muskelschmerzen und -krämpfe, eine deutlich verstärkte Atmung und Bewusstseinstrübungen auf. Innerhalb von Stunden kann sich ein Koma ausbilden, das etwa in der Hälfte der Fälle zum Tod führt. Bei Verdacht auf eine Laktatazidose ist daher eine sofortige ärztliche Behandlung nötig.

Metformin dürfen Sie nicht einnehmen, wenn Sie an schweren Nieren-, Herz-, Leber- oder Lungenkrankheiten leiden oder eine Fastenkur durchführen, Tetracycline einnehmen (Gruppe von Antibiotika) oder eine Operation bzw. eine Untersuchung mit Röntgenkontrastmittel planen.

Wichtig für den Alltag:

Alkohol, Röntgenkontrastmittel oder Operationen mit Narkose können in Kombination mit Metformin die Gefahr der Entwicklung einer Laktatazidose wesentlich erhöhen. Deswegen ist es wichtig, vor jeder geplanten Behandlung, Untersuchung oder bei Auftreten neuer Erkrankungen den behandelnden Arzt über die Metformineinnahme zu informieren.

Diese Medikamente gehören zu den neueren Antidiabetika und ihre Verschreibung muss durch einen erfahrenen Diabetologen erfolgen.

Arcabase

Durch Acarbose wird die Kohlenhydrataufnahme im Dünndarm reduziert und verlangsamt. Die Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten werden dadurch abgeflacht. 150 mg Acarbose konnten im Vergleich zum Placebo bei adipösen PCOS – Patientinnen den Body – Mass – Index und die Androgene senken, sowie den Zyklus regulieren. Acarbose wird gut vertragen und soll auch das Risiko von Herzkreislauferkrankungen reduzieren. Nach höheren Dosen können Blähungen oder Durchfall auftreten, weshalb eine einschleichende Dosierung angeraten wird. Obwohl Acarbose in der Behandlung vom Alterszucker seit langem eingesetzt wird, ist sie in der Behandlung der alleinigen Insulinresistenz noch nicht zugelassen, weil es dazu noch zu wenig Daten gibt.

Inkretinmimetika

Inkretinmimetika sind Arzneistoffe, die dem natürlichen Inkretin-Hormon GLP-1 ähneln, bzw. die Freisetzung von Inkretinen fördern z.B. Exenatid oder Liraglutid. Sie werden in Form von Injektionen unter die Haut verabreicht. Die natürlichen Inkretine sind Darmhormone, die im Dünndarm gebildet und nach der Nahrungsaufnahme ins Blut abgegeben werden um anschließend aus der Bauchspeicheldrüse, die Freigabe von Insulin bedarfsgerecht zu fördern. Sie senken die Blutzuckerspiegel nach der Essensaufnahme und können ferner auch zu einer Gewichtsabnahme führen, weil sie das Hungergefühl reduzieren. Auch Medikamente, die den Abbau von Inkretinen hemmen verstärken ihre Wirkung z.B. Sitagliptin oder Vildagliptin. Oft bessern sie unter Inkretinmimetika auch die Blutfette.

Diese Medikamente gehören zu den neueren Antidiabetika und ihre Verschreibung muss durch einen erfahrenen Diabetologen erfolgen.
Behandlung von Übergewicht
Helfen Sport und Diät alleine nicht kann man unterstützend eine medikamentöse Behandlung beginnen. Orlistat ist für die Behandlung von Übergewicht zugelassen. Bei auffälligen Blutfetten ist ggf. auch eine medikamentöse Behandlung durch einen Spezialisten z.B. mit Atorvastatin sinnvoll.

Falls sie einen BMI von 35 oder 40 kg/m² haben und alle andere Maßnahmen nicht wirklich zu einer Gewichtsabnahme geholfen haben, kann es manchmal erforderlich werden, eine operative Behandlung durchzuführen um die Spätfolgen von Übergewicht zu verhindern.

Die zwei gängigsten Operationen sind gastric banding, und gastric bypass. Beide Operationen werden meistens durch eine Bauchspiegelung vorgenommen. Vor einer solchen Operation werden sie ausführlich untersucht. Es kann danach im Laufe von 2 Jahren zu einer extremen Gewichtsabnahme von 50-75% des Ausgangsgewichtes kommen. Bai manchen Patientinnen mit Zuckerkrankheit und Bluthochdruck resultiert diese Gewichtsabnahme in einer kompletten Normalisierung der Blutzucker- und der Blutdruckwerte. Die Symptome des PCO-Syndroms bessern sich meistens auch. Trotzdem sollte eine Operation immer die letzte Lösung darstellen, denn sie birgt auch die Gefahr in sich, tödliche Folgen zu haben!
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