Fachärztin für Gynäkologie & Geburtshilfe
Medikamente für PCOS
Unabhängig davon, ob das PCOS große oder nur leichte Beschwerden verursacht: es muss frühzeitig behandelt werden! Sonst besteht die Gefahr, dass es fortschreitet, denn eine Spontanheilung ist nicht zu erwarten.

Für PCOS ist aber leider noch keine Behandlung bekannt, die an der eigentlichen Ursache ansetzt, denn noch weiss man zu wenig darüber, wie das Syndrom entsteht und welche Mechanismen es auslösen.

Deshalb orientieren sich die Ärzte in der Behandlung an den Hauptbeschwerden jeder einzelnen Patientin und planen eine individuelle Therapie für jede Betroffene. Deshalb ist es wichtig zu wissen ob bei ihnen die kosmetischen Probleme, die Zyklusstörungen, die Kinderlosigkeit oder das Übergewicht im Vordergrund stehen.

In unserem PCOS-Zentrum bieten wir alle Behandlungsmöglichkeiten auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand an und decken alle Probleme ab, die mit dem PCOS verbunden sein können. Es würde uns freuen, wenn wir Ihnen helfen können.

Hautprobleme

Pille und Co

Besonders wichtig bei der Behandlung von Hautproblemen ist einerseits die Bildung der männlichen Geschlechtshormone (Androgene) zu senken und andererseits, den Einfluss dieser Hormone auf den Haarfollikel zu hemmen.

Bei Patientinnen, die aktuell keinen Kinderwunsch haben, wird dazu typischerweise die Antibabypille verwendet. Diese Pillen, die auch als „Mikropille“ bezeichnet werden, sind niedrig dosiert und enthalten zwei verschiedene weibliche Hormone – Östrogene und Gestagene. Die meisten Pillen enthalten das künstlich hergestellte Ethinylöstradiol, der Gestagenanteil kann unterschiedlich sein. Die erste Pillen mit  natürlichem Östrogen sind allerdings auch bereits erhältlich. Bestimmte Gestagene hemmen die Wirkung der männlichen Hormone im Körper. Solche Gestagene sind Cyproteronacetat (CPA), Chlormadinonacetat (CMA), Dienogest (DNG) oder Drospirenon (DRSP). Pillen mit diesen Gestagenen werden deshalb bevorzugt in der Behandlung des PCOS eingesetzt. Darüber hinaus hilft jede Pille den Zyklus zu normalisieren und die Hautprobleme zu bessern. Wichtig: Sie müssen bei dieser Behandlung Geduld haben. Am schnellstens kommt es zur Besserung der Akne, durchaus schon nach 3 Monaten der Behandlung. Die belastende Körperbehaarung wird erst nach 9 Monaten langsam besser, die Besserung des Haarausfalls lässt zum Teil noch länger.

Für die Einnahme der Pille gibt es verschiedene Möglichkeiten: 21 Tage Einnahme und 7 Tage Pause oder Sie nehmen die Pille in einem sogenannten „langen Zyklus“ 3, 6, 9 oder sogar bis 12 Monate ohne Pause. Hier bleibt die Monatsblutung aus, ohne dass die Gebämutterschleimhaut wächst. Die Hautprobleme bessern sich im „langen Zyklus“ etwas schneller und der eventuell vorhandene Eisenmangel wird aufgrund der fehlenden Blutungen schnell ausgeglichen. Häufig kommt es allerdings zu Zwischenblutungen, besonders am Anfang der Behandlung. Diese lange ununterbrochene Einnahme führt zu einem minimal höheren Hormonspiegel im Körper. Ein erhöhtes Brustkrebsrisiko kann dabei nicht endgültig ausgeschlossen werden.

Bei Patientinnen ohne Verhütungsbedarf sollten bevorzugt die Medikamente mit natürlichen Östrogenen in Kombination mit den Gestagenen eingesetzt werden, die gegen das männliche Geschlechtshomon wirken. Solche Medikamente sind als Hormonersatztherapie in der Behandlung von Wechselbeschwerden bekannt.

Kommt es so zu keiner Verbesserung der Hautprobleme, kann die Dosis von Gestagenen wie CPA auf 10, 50 oder 100 mg pro Tag für 10 bis 15 Tage im Monat erhöht werden. Nach Erzielen einer ausreichenden Besserung sollte die Dosis wieder reduziert werden.

Wichtig zu wissen:

  • Sie dürfen unter dieser Therapie nicht schwanger werden, da es zu Fehlbildungen beim Kind kommen kann!
  • Manche andere Medikamente wie Antibiotika, antiretrovirale Medikamente in der HIV-Behandlung oder Medikamente für die Behandlung vom Krampfleiden (Epilepsie) können Wechselwirkungen mit der Pille haben und dazu führen, dass sowohl die Verhütung unsicher ist, als auch z.B. die Krampfanfälle gehäuft auftreten.
  • Die Pille wirkt, so lange Sie sie einnehmen. Nach dem Absetzen kommen die Beschwerden leider rasch wieder. Das Positive dabei ist, dass man die Pille auch jahrelang nehmen darf. Sie sollten sie also dann absetzen, wenn sie schwanger werden wollen. Sprechen Sie dann möglichst zeitgerecht mit Ihrem Arzt über Ihren Kinderwunsch.
  • Die modernen Pillen sind allgemein niedrig dosiert und haben wenig oder keine nachteiligen Auswirkungen auf die Stoffwechselbesonderheiten des PCOS. Dazu liegen aber noch nicht viele Studien vor. Leider ist durch die Pille auch keine Besserung der PCOS-typischen Stoffwechselprobleme zu erwarten.
  • Wenn sie bereits an Alterszucker (Diabetes mellitus Typ 2 oder NIDDM – „non insulin dependent diabetes mellitus“) erkrankt sind, aber noch keine Schäden an den Blutgefäßen haben und keine zusätzliche Risikofaktoren (z.B. Rauchen, Bluthochdruck, belastete Familienanamnese etc.), können Sie die „Mikropille“ nehmen. Eine andere Möglichkeit wäre nur antiandrogene Gelbkörperhormone (Gestagene) einzunehmen und zusätzlich zu verhüten, z.B. mit einer Spirale oder bei abgeschlossenem Kinderwunsch mittels Sterilisation (ggf. des Partners).
  • Die Pille senkt die Gefahr vom Gebärmutterkrebs und normalisiert die Monatszyklen. Das Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken, sinkt ebenfalls.
  • Während der Pilleneinnahme kann es zu einer etwas erhöhten Wassereinlagerung im Körper kommen. Dies führt zur Glättung der Haut, die Falten werden leicht „gebügelt“. Leider kann es auch bedeuten, dass Sie bis zu 2 kg zunehmen. Ihr Arzt kann Ihnen helfen, wenn das für Sie zum Problem wird, indem er Ihnen eine Pille verschreibt, die entwässernd wirkt.
  • Ganz klar: wenn Sie die Pille nehmen, müssen Sie aufhören zu rauchen!
  • Ihr Arzt muss auch wissen, ob bei Ihnen andere Gründe gegen die Pille sprechen, dazu zählen: Zustand nach Herzinfarkt oder Schlaganfall, Brustkrebs, Störungen des Fettstoffwechsels, Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Bluthochdruck in früheren Schwangerschaften, Thromboseneigung (Bildung von Blutgerinnseln), Fettleibigkeit und erstmaliges Auftreten oder Verschlechterung von Migräne unter Pille.
  • Wenn Sie als PCOS-Patientin die Pille nehmen, müssen Ihr Blutdruck und Blutzucker regelmäßig kontrolliert werden.
  • Noch weiss niemand, ob die Pille negative Auswirkungen auf Ihr Herzkreislaufsystem haben könnte.

Eine systemische Therapie der Hautprobleme kann auch mit den so genannten „nichtsteroidalen“ Antiandrogenen, 5-α-Reduktase-Hemmern oder GnRH-Analoga durchgeführt werden. Diese Präparate gehören allerdings nicht zur Standardtherapie und sind für diese Zwecke auch nicht allgemein zugelassen. In Ausnahmefällen kann Ihr Arzt allerdings nach einer ausführlichen Beratung mit Ihnen gemeinsam entscheiden, auch diese Medikamente einzusetzen (s. Infos für die Ärzte).

Nichthormonelle Therapie für Akne

  • Benzoylperoxid Creme
  • Azelainsäure 15% Gel, oder Creme
  • Antibiotika wie Clindamycin Akne-Gel; Erythromycin Lösung oder Minocyclin 50 mg Tabletten 2 x / d
  • Vitamin A Säure – Tretinoin Creme oder Isotretinoin 10/20 mg Tabletten. Hier gilt es, eine Schwangerschaft unbedingt zu vermeiden.
  • Laserbehandlung und kosmetische Behandlungen der Akne

(Für weitere Details s. Info für Ärzte)

Lokale Behandlung der Hautprobleme

Bei vermehrter Körperbehaarung:

  • Rasur
  • Wachsepilation, chemische Epilation (Thioglykolate)
  • Eflornitin Creme 2 x am Tag (führt zu einer Störung des geordneten Zellwachstums im Haarfollikel)
  • Elektrolyse, Thermolyse – zum Teil dauerhafte Haarentfernung
  • Phototermolyse (Laser und Blitzlampen) – zum Teil dauerhafte Haarentfernung

Haarausfall

  • Haarwasser mit 17α-Estradiol
  • 2% oder 5% Minoxidil Lösung 
  • Haartransplantation
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