In der Therapie des metabolischen Syndroms steht an der ersten Stelle eine Änderung des Lebensstils. Leider ist die Compliance gerade bei der Klientel der sog. Stoffwechselpatientinnen enttäuschend schlecht. Oft ist außerdem die physische Aktivität durch die Begleiterkrankungen oder andere Umstände beträchtlich eingeschränkt. Eine medikamentöse Therapie ist manchmal unumgänglich.
Adipositas. Für die Therapie der Adipositas bietet sich der intestinale Lipaseinhibitor Orlistat an. Orlistat führt nicht nur zu einer Besserung der Blutfette, sondern kann zu einer Senkung der Diabetesinzidenz, bei Patientinnen mit IGT, um 37% führen (Torgerson JS et al. 2004).
Gestörte Glukosetoleranz. Eine wichtige Rolle in der Therapie der gestörten Glukosetoleranz spielt das Biguanid Metformin, welches bei den PCOS Patientinnen seit den 90er Jahren letzten Jahrhunderts regelmäßig eingesetzt wird. Metformin scheint aber auch die anderen Facetten des Metabolischen Syndroms wie die Hypertonie und Dyslipidämie positiv zu beeinflussen. Eine aktuelle Studie aus UK zeigt weiterhin signifikante Besserung der Serum Amyloid A (ASAA) Werte unter Metformintherapie, was auf einen positiven Einfluss auf die chronische Inflammation und konsekutiv das kardiovaskuläre Risiko vermuten lässt (Tan BA et al 2010).
Diabetes mellitus Typ II. Eine weitere medikamentöse Therapieoption des Diabetes mellitus Typ II stellen Insulinsensitizer wie „Glitazone“ oder PPAR-γ-Agonisten dar. Neben einer signifikanten Verbesserung der Insulinempfindlichkeit wird auch eine andere Reihe pathogener Faktoren wie Mikroalbuminurie, Hyperfibrinolyse, Dyslipidämie sowie chronische Entzündung günstig beeinflusst. Medikamente wie α-Glukosidasehemmer , Sulfonylharnstoffe, kurzwirksame Insulinsekretagoga (Glinide), Gliptine oder Insulinanaloga senken die postprandialen Blutzuckererhöhungen sowie den Nüchternblutzucker.
Hypertonie. In der Therapie der Hypertonie sind ACE-Hemmer die Mittel der ersten Wahl, weil sie Glykämielage günstig beeinflussen und eine nephroprotektive Wirkung zeigen. (Scheen AJ 2004). Bei Unverträglichkeit zeigen AT1-Blocker eine ähnlich gute Wirkung. Bei Frauen im gebährfähigen Alter bzw. bei Kinderwunsch sind ACE Hemmer und AT1 -Blocker wegen möglicher fetaler Missbildungen kontraindiziert.
Prävention kardiovaskulärer Ereignisse. Cholesterinsynthese (CSE)-Hemme r(Statine) sind nach wie vor die Mittel der ersten Wahl zur Primär- und Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse. Zu dieser Gruppe gehören Simvastatin, Pravastatin, Fluvastatin sowie mit höhrer Potenz Atovastatin und Rosuvastatin, Weiterhin kommt es unter Statintherapie auch zu einer Besserung der Marker einer chronischen Inflammation und der endothelialen Dysfunktion (hsCRP, Il-1ß,Il-6, TNF-a, sVCAM). Manche Autoren berichten außerdem von einer Besserung der Hyperandrogenämie, einer Reduktion des Ovarvolumens und sogar von einer Normalisierung von Menstruationszyklen unter Statinbehandlung bei PCOS-Patientinnen (AJ Duleba et al. 2010).
Patientinnen mit koronarer Herzkrankheit. In der Behandlung von Patientinnen mit koronarer Herzkrankheit sind ß-Blocker meistens unumgänglich, können allerdings eine Verschlechterung der Stoffwechsellage und eine Gewichtszunahme hervorrufen (Jacob S et al. 1998). Dies ist bei neueren Betablockern wie Carvedilol, Nebivolol und Bisoprolol nicht der Fall. In solchen Fällen kann gelegentlich auf Carvedilol umgestiegen werden.
Diuretika wie Torasemid oder Hydrochlorothiazid sollten erst dann eingesetzt werden, wenn durch 2 andere Antihypertensiva zu keiner ausreichenden Einstellung der Blutdruckwerte gekommen ist, da sie einen Anstieg der Diabetesinzidenz verursachen können.
Wegen der Komplexität de metabolischen Syndroms und seiner Einzelkomponenten sollten möglichst Medikamente eingesetzt werden, die in Kombination eine synergistische Wirkung haben. Die Behandlung soll in der Hand erfahrener Internisten durchgeführt werden.
Empfehlungen der DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe), Arbeitsgemeinschaft Schwangerschaftshochdruck/Gestose
Eine medikamentöse Behandlung der Gestationshypertonie sollte erst bei anhaltenden Blutdruckwerten von ≥ 170 mmHg systolisch und /oder ≥ 110 mm Hg diastolisch begonnen werden bzw.ei präexsistenter Hypertonie, Nierenerkrankungen oder Diabetes mellitus bei Blutdruckwerten > 160/100 mm Hg. Eine Einstellung der medikamentösen Therapie sollte ausschließlich Aufgabe der Klinik sein. Die Therapie dient einer Prävention maternaler zerebro-/kardiovaskulärer Komplikationen (zerebrale Blutungen). Zur wirksamen Prophylaxe der Eklampsie ist eine zusätzliche Gabe von Magnesium i.v. erforderlich.
Patientinnen mit Hypertonie und Kinderwunsch sollen mit Medikamenten behandelt werden, die mit Schwangerschaft vereinbar sind. Zu berücksichtigen ist, dass es in der ersten Schwangerschaftshälfte zu einem physiologischen Blutdruckabfall kommt so dass ggf. eine Dosisreduktion oder Absetzen der Medikamente bei chronischen Hypertonikerinnen möglich ist.
Das Mittel der ersten Wahl ist
– Alpha Methyldopa.
Eingeschränkt geeignet sind:
– Nifedipin (nicht indiziert im 1 Trimenon wegen teratogener Effekte im Tierversuch)
– Selektive ß1-Blocker – erhöhtes Risiko für fetale Wachstumsrestriktion (Metoprolol als Mittel der ersten Wahl)
– Dihydralazin – Reflextachykardie, Kopfschmerzen, Tachyphylaxie
Nicht geeignet sind: Diuretika, ACE Hemmer, Angiotensin AT1-Hemmer, sowie alle andere Antihypertensiva.